Brauchen wir wirklich eine Trauerrednerin oder einen Trauerredner für die Beerdigung?

Ist es nicht komisch, wenn eine mir fremde Person die Trauerrede für meine verstorbene Lieblingsperson schreibt und vorträgt? Sollte ich die Trauerrede nicht lieber selbst schreiben? Kann ich das überhaupt? Habe ich den Mut und die Kraft meine Worte vorzutragen?
Ehrlich gesagt sind mir genau diese Fragen damals durch den Kopf gegangen, als meine Oma gestorben ist. Ich fand die Vorstellung komisch einer mir fremden Person von meiner Oma zu erzählen, damit diese fremde Person dann den wenigen Anwesenden bei der Trauerfeier meiner Oma über meine Oma erzählt. Damals war mir recht schnell klar, dass ich das lieber selbst machen wollte. Und es war wirklich schön sich mit meinen Geschwistern und meinem Onkel über meine Oma auszutauschen, Anekdoten zu sammeln und das Ganze dann in eine Rede zu verpacken.
Und ja, zugegebener Maßen beginnt auch dort meine Reise als Trauerrednerin - auch wenn ich erst Jahre später begonnen habe tatsächlich Trauerreden für andere Menschen zu schreiben und vorzutragen. Zwischenzeitlich war ich auf ein paar Trauerfeiern und manches Mal bin ich mit einem schmerzenden Herzen nach Hause gegangen. Dann fand ich es so traurig, wie wenig tatsächlich über die verstorbene Person gesprochen wurde. Weil ich doch wusste, wie heilsam es an einem solchen Tag ist, schönen Worten und gemeinsamen Erinnerungen zu lauschen.
Wenn ihr also die Möglichkeit habt, selbst eine Trauerrede zu schreiben, dann macht das unbedingt! Wenn ihr euch danach fühlt, schreibt die Rede selbst. Der Prozess des Schreibens ist wirklich schön und kann schon sehr heilsam sein. Dennoch bin ich mir sicher, dass es viele Menschen gibt, die sich das absolut nicht vorstellen können, die gar nicht gerne schreiben und formulieren, die gar nicht gerne vor anderen Menschen etwas vortragen und vor allem nicht in einem solch emotionalen Ausnahmemoment. Menschen, für die es eine zusätzliche Belastung bedeuten würde zwischen dem Todestag und der Beerdigung auch noch eine Rede zu formulieren.
Und für genau diesen Fall sind Trauerrednerinnen und Trauerredner da. Damit eben nicht noch mehr Druck und Verpflichtungen für die Angehörigen entstehen. Denn auch das Vorgespräch kann sehr heilsam und tröstlich sein. Da unterhalten wir uns ganz intensiv über die verstorbene Person. Ihr erzählt, wie es euch in den letzten Tagen und Wochen ergangen ist. Ihr teilt ganz viele schöne Erinnerungen mit mir und packt viele, oft sehr lustige Anekdoten aus. Und all das packe ich dann in eine schöne Rede für euch.
Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die Trauerrednerin oder der Trauerredner der Trauerfeier einen gewissen Rahmen gibt und in der Regel den Ablauf der gesamten Feier, zusammen mit dem Bestattungsinstitut, plant und entsprechend durch die Trauerfeier hindurchführt. Zusätzlich zum Bestatter oder der Bestatterin ist mit der Trauerrednerin oder dem Trauerredner dann am Tag der Trauerfeier noch eine weitere Person für euch da, die euch durch die Zeremonie führt, die die Lieder im richtigen Moment abspielt, die eventuell gewünschte Rituale einbezieht, die weiß, wann es Zeit ist zum Grab aufzubrechen, die am Grab die Führung übernimmt und den Trauernden während der ganzen Zeit als Orientierung und als Stütze zur Seite steht.
Aber vielleicht findet ihr auch einen guten Kompromiss aus beiden Optionen. Zum Beispiel könntet ihr zusätzlich zur Trauerrednerin oder zum Trauerredner ein paar persönliche Wort schreiben und vorlesen - keine ganze Rede. Wenn ihr das entsprechend vorher mit dem Trauerredner oder Trauerrednerin besprecht, ist das mit Sicherheit machbar. Ich selbst finde das auch immer sehr schön und emotional.
Also abschließend:
- wenn ihr euch danach fühlt die Rede selbst zu scheiben, macht das! Wenn das allerdings mit einem Bachgrummeln einhergeht, dann besprecht das vielleicht erst noch einmal mit dem Bestattungsinstitut. Vielleicht haben die noch eine Idee
Ich habe vor Kurzem einen Artikel gelesen, in dem dafür plädiert wird, die Trauerrede selbst zu schreiben.
Abstimmen und kleinenBeiträge vorlesen. reicht vielleicht
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