Draußen unterwegs - 5 Anregungen für dich & deine Trauer

Du und deine Trauer draußen unterwegs

5 Übungen für dich und deine Trauer - draußen unterwegs. - Frühlingsblüten

In unserer Trauer ist es schön und hilfreich ab und an Kontakt zu haben zu anderen Trauernden oder anderen Menschen, die einen in der aktuellen Situation verstehen und unterstützen. Manchmal ist man aber auch lieber einfach alleine mit sich selbst und der Trauer. Ohne die Geschichten von anderen, ohne die lieb gemeinten Worte, ohne das Mitgefühl.

 

Für die Zeiten, in denen du lieber alleine bist, habe ich dir ein paar Ideen zusammengestellt, die du für dich in deiner Trauer nutzen und ausprobieren kannst. Vielleicht helfen sie dir auf deinem Weg. Vielleicht stützen sie dich in den schwierigen Phasen deiner Trauer. Vielleicht geben sie dir ein bisschen Klarheit oder bringen ein bisschen Licht in den viel zu dunklen Schatten.

 

Raus an die frische Luft

Dafür gehen wir natürlich nach draußen, in den Wald, in den Park, in die Natur. Hier können wir die frische Luft einatmen, bekommen eine andere Umgebung zu Gesicht und kommen durch unsere Bewegung raus aus unseren Gedanken.

Jetzt im März fängt alles langsam an zu blühen und zu sprießen. Die Erde regt sich, die Natur erwacht aus dem Winterschlaf, die Welt sieht schon wieder ein bisschen bunter und lebendiger aus. Das fühlt sich gut an. Es gibt so vieles zu bestaunen, so viel Schönes für unsere Sinne, so viel Gutes für unsere Seele. Jetzt ist es an der Zeit besonders oft und wachsam die Natur zu erleben und zu genießen. Und es ist genau die richtige Zeit, um neue Lebensgeister in uns zu wecken, um einzutauchen in eine andere Welt, zusammen mit unserer Trauer und all unseren Gefühlen. Denn die Trauer können wir natürlich nicht einfach abstreifen und zu Hause lassen. Die nehmen wir als einen Teil von uns mit nach draußen, raus in die Natur und an die frische Luft und schauen, was dort mit uns und unserer Trauer passiert. Wir stellen uns Fragen und finden vielleicht sogar Antworten. Wir hören und spüren in uns hinein. Und vielleicht können wir die Trauer sogar für einen kleinen Augenblick vergessen, um dann wieder gestärkt in unseren Alltag zurückzukehren.  

 

Die Übungen - für dich und deine Trauer

Wenn du einen Wald, einen Park, einen Weg draußen gefunden hast, wo du dich wohl fühlst und wo du dich für eine Zeit lang treiben lassen kannst, dann kannst du auch schon loslegen und die folgenden Ideen und Anregungen ausprobieren:

  1. Für deine Sinne
  2. Für das ungute Gefühl
  3. Für das gute Gefühl
  4. Für das Wo
  5. Für deine Fragen

Für unterwegs: Lade dir am Ende dieser Seite das Übungsblatt für unterwegs herunter.

 

1. Für deine Sinne

Für deine Sinne - in deiner Trauer.

Achte bei dieser Übung ganz bewusst auf deine Sinne. Was hörst du? Was siehst du? Was spürst du? Während du durch den Park oder den Wald streifst, versuche deine Sinne ganz bewusst wahrzunehmen, sie zu aktivieren und zähle oder sammle dabei gedanklich die folgenden Dinge:

5Sehen: Welche 5 unterschiedlichen Dinge siehst du? Was nimmst du bewusst wahr? Was sehen deine Augen, wenn du genauer hinschaust? Was ist neu für dich?

4Hören: Lausche aufmerksam! Welche 4 unterschiedlichen Geräusche hörst du? Was dringt zu deinen Ohren durch? Was nimmst du vielleicht nur im Hintergrund wahr? Konzentriere dich darauf.

3Fühlen: Welche 3 unterschiedlichen Dinge fühlst, spürst oder ertastest du? Greife bewusst nach einem Grashalm, fühle die Baumrinde oder das Moos. Was begegnet dir noch? Wie fühlt es sich an? Wie reagieren deine Fingerspitzen, deine Haut und dein Bewusstsein auf das, was du ertastest? Fühlt es sich gut an?

2Riechen: Was riechst du? Welche 2 unterschiedlichen Gerüche nimmst du wahr? Wie reagiert deine Nase? Riechst du den blühenden Strauch, die gemähte Wiese? Was atmest du ein? Was riecht gut?

1Schmecken: Was schmeckst du? Traust du dich vielleicht einen frischen Trieb einer Fichte zu probieren (bitte nur, wenn du dir wirklich sicher bist, dass es eine Fichte ist!!!)? Wie schmeckt ein Gänseblümchen? Was löst der Geschmack auf deiner Zunge aus?

 

Erläuterung: In der Trauer kann es hilfreich sein, wenn wir uns ab und an wieder auf unsere Sinne konzentrieren. Dann schaffen wir es für diesen Moment im Hier und Jetzt zu sein. Und vielleicht kannst du deine Trauer für einen Moment sogar vergessen. Vielleicht entdeckst du die Schönheit in dem was du siehst, was du hörst, was du wahrnimmst? Wir brauchen diese Trauerpausen, die uns einen Hauch von Glück und ein positives Gefühl vermitteln, damit unser Körper und unsere Seele gestärkt in die nächste Welle der Trauer eintauchen und dann aber auch wieder auftauchen kann.

 

2. Für das ungute Gefühl

Für das ungute Gefühl - in deiner Trauer.

Wie fühlt sich Trauer an? Es ist oft schwer in Worte zu fassen, was in unserer Trauer in uns drinnen los ist, wie sich das anfühlt. Und für uns alle fühlt es sich auch anders an. Wenn du durch die Natur streifst, dann schau dich einmal um nach Dingen, die so aussehen, wie du dich innerlich fühlst. Ist es vielleicht das pieksige Blatt vom Ilex? Ist es die Rinde von einem bestimmten Baum? Fühlt es sich an wie ein rauer Stein? Fühle und spüre und nimm bewusst wahr, wie sich der Gegenstand anfühlt. Was daran erinnert dich an deine Trauer? Vielleicht möchtest du den Gegenstand noch eine Weile bei dir behalten? Vielleicht möchtest du ihn aber auch loswerden? Dann begrabe ihn oder lass ihn im Wald zurück. Wie fühlt es sich an dieses Gefühl zurückzulassen?

 

3. Für das gute Gefühl

Für das gute Gefühl - in deiner Trauer.

Was fühlt sich gut an? Schau dich bewusst um nach etwas, das sich schön und gut für dich anfühlt. Was gut in deiner Hand liegt und vielleicht auch mitgenommen werden kann. Das weiche Weidenkätzchen zum Beispiel, die Kastanie, ein glatter Stein. Was begegnet dir? Was fühlt sich für dich gut an? Was möchtest du mitnehmen? Nimm es mit! Stecke es dir, wenn möglich, in deine Hosen- oder Jackentasche. Immer wenn du das Gefühl hast Kraft zu benötigen, wenn du ein bisschen Trost gebrauchen kannst, dann greife nach deinem Handschmeichler. Lass dich davon stärken und trösten.

 

 

4. Für das Wo

Für das Wo - in deiner Trauer.

Wo bist Du jetzt? Hierfür benötigst du dein Smartphone oder einen Fotoapparat. Wenn du draußen unterwegs bist, dann schau dich einmal ganz bewusst um nach deinem Verstorbenen. Wo ist sie oder er jetzt? Wo kannst du deine verstorbene Person in der Natur spüren, wahrnehmen, sehen oder hören? Während du durch den Wald streifst, begegnet er oder sie dir vielleicht unverhofft in dem was du wahrnimmst. Suche nicht angestrengt, sondern lasse dich treiben. Vielleicht ist es der Sonnenstrahl, der durch das Blätterdach blitzt. Oder der Geruch des blühenden Strauches, an dem du vorbeiläufst. Ist es der bunt gefärbte Himmel bei Sonnenuntergang? Wo siehst du deinen Toten? Vielleicht sind es auch mehrere Situationen und Wahrnehmungen? Versuche diese Momente mit deiner Kamera festzuhalten.

 

Erläuterung: Wir alle sehen unsere Verstorbenen in anderen Wahrnehmungen, Momenten und Situationen. Viele Wahrnehmungen sind aber doch auch sehr ähnlich. Vielleicht hilft dir dieses vage Bild des Jenseits dabei, deinem Verstorbenen ab und an nahe zu sein, ihm einen Platz zu geben, ihm ab und an und manchmal unverhofft zu begegnen. Vielleicht musst du dann lächeln. Vielleicht fühlt es sich gut an. Weil du spürst, dass dein Toter immer noch irgendwie da ist. Und vielleicht hilft es dir in deinem Alltag und wenn das Vermissen besonders groß ist dir die Bilder von deinen Wahrnehmungen ab und an anzuschauen. Vielleicht trösten sie dich. Vielleicht geben sie dir Kraft.

Wenn du Lust hast, dann schicke mir deine Fotos und zeige mir, wo du deinen Verstorbenen gesehen oder gespürt hast. Ich bin gespannt!

 

5. Für deine Fragen

Für deine Fragen - in deiner Trauer.

Wenn du im Wald, in der Natur oder auch im Park unterwegs bist, dann schaue dich um nach deinem Baum. Welcher Baum spricht dich gerade in deiner aktuellen Situation und Verfassung besonders an? Zu welchem Baum fühlst du dich hingezogen? Versuche in dich hineinzuhorchen und auf deinen Bauch zu hören. Betrachte deinen Baum aus der Ferne. Gehe näher ran, fühle seine Rinde und setze oder stelle dich mit dem Rücken an seinen Stamm. Lehn dich an. Spüre die Kraft und die Stärke dieses alten Baumes - seine starken Wurzeln, seinen dicken Stamm, seine imposante, flexible Krone. Versuche ruhig zu atmen und dich fallen zu lassen. Wie fühlt sich der Baum an deinem Rücken an? Welche Frage beschäftigt dich gerade? Welche Geschichte möchtest du erzählen? Erzähl dem Baum deine Geschichte, stell ihm deine Fragen gedanklich (oder auch laut). Dieses alte, weise Wesen weiß sehr viel und hält eine Menge aus. Hörst du auch was der Baum dir sagt? Was er dir erzählt? Was er dir antwortet? Versuche dich auf ein inneres Gespräch einzulassen.

 

Erläuterung: Für manche mag das alles sehr komisch klingen. Und dafür habe ich volles Verständnis. Es klingt ja auch erst einmal merkwürdig: Ich soll mich mit dem Baum unterhalten. Und der soll mir vielleicht sogar Antworten geben. Ist klar… Wenn sich das für dich komisch und nicht richtig anfühlt, dann lasse es bleiben. Du musst nichts tun, was sich komisch für dich anfühlt. Aber vielleicht hast du Lust weiterhin mit offenen Augen und Sinnen durch den Wald zu spazieren und die Bäume zu betrachten. Irgendwann vielleicht begegnet dir ein Baum, bei dem du das doch einmal ausprobieren möchtest. Denn manchmal kann so ein Zwiegespräch Klarheit verschaffen in all den wirren Gedanken, die uns umtreiben. Manchmal hört man dort Antworten, die eigentlich schon lange tief in uns schlummern, die aber erst jetzt gehört werden wollen.

 

Und du?

Diese Übungen und Ideen wende ich selbst oft an, wenn ich in der Natur unterwegs bin - manchmal bewusst und manchmal auch unbewusst. Sie sind nicht schwer oder kompliziert. Du brauchst dafür nichts außer dich selbst. Und vielleicht passiert es schon bald ganz automatisch, dass du Dinge siehst und hörst, die dir gut tun und die dich stärken für die Zeiten, in denen es dir nicht so gut geht.

 

Hast du die Ideen und Übungen ausprobiert? Wie war das für dich? Was konntest du für dich und deine Trauer mitnehmen? Was hat vielleicht auch nicht so gut geklappt? Was hast du anders gemacht? Wie geht es dir danach?

 

Für unterwegs

Lade dir hier das Übungsblatt mit den wichtigsten Leitfragen herunter und drucke es dir bei Bedarf aus. So kannst du draußen dein Handy ausgeschaltet lassen und dich ganz auf dich und die Impulse konzentrieren.

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Übungsblatt für unterwegs - Für dich und deine Trauer
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